Die Abteilung für Germanistik der Universität Zadar veranstaltet anlässlich des 70. Jahrestages ihrer Gründung die internationale wissenschaftliche Konferenz
Kontinuität und Wandel in der Germanistik: Themen – Diskurse – Dynamiken
29.–30. April 2026 | Zadar, Kroatien
Die Germanistik als Disziplin befindet sich seit jeher in einem Spannungsverhältnis zwischen Traditionsbewusstsein und Innovationsanspruch. Themenfelder, theoretische Ansätze und methodische Zugänge unterliegen einem ständigen Wandel, während zugleich bestimmte Fragestellungen, Textkorpora oder Denkfiguren über Jahrzehnte hinweg fortbestehen. Die geplante Tagung widmet sich der Frage, wie sich Kontinuität und Wandel in der germanistischen Forschung, Lehre und Institutionalisierung darstellen – historisch, systematisch, raumbezogen und zukunftsorientiert.
Ein besonderer Fokus liegt auf aktuellen und aufkommenden Themen, die die germanistische Forschung in den kommenden Jahren beeinflussen werden, insbesondere vor dem Hintergrund technologischer, gesellschaftlicher und kultureller Transformationsprozesse. Die Tagung versteht sich als Forum für den interdisziplinären Austausch und die kritische Reflexion dieser Entwicklungen, um den Beitrag der Germanistik zu aktuellen Diskursen sichtbar zu machen und weiterzuentwickeln.
Es werden Vortragsvorschläge aus den folgenden Teilbereichen der Germanistik erwartet: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft/Linguistik, Kulturwissenschaft, Fachdidaktik und Translationswissenschaft. Mögliche thematische Schwerpunkte sind:
Literaturwissenschaft
· Themenhistorie und Themendynamik: Welche Fragestellungen und Gegenstände haben über längere Zeiträume hinweg Relevanz? Welche geraten in Vergessenheit oder werden neu kontextualisiert?
· Zukunftsthemen der Germanistik: Welche Themen und Forschungsfelder gewinnen künftig an Bedeutung – etwa im Kontext von Digitalisierung, künstlicher Intelligenz, Nachhaltigkeit, sozialen Ungleichheiten und Exzellenz, Identität und Diversität, Globalisierung und Etaismus?
· Theorietransfer und methodische Praktiken: Welche theoretischen Ansätze (z. B. Strukturalismus, Gender Studies, Postkoloniale Theorie, Ökokritik/Ecocriticism, Transkulturalität, Interkulturalität, Mediterranismus usw.) prägen die Germanistik und wie entwickeln sich ihre Anwendungsmethoden?
· Ökologische Ästhetiken und Ecocriticism: Welche Rolle spielen literarische Texte bei der Verhandlung von Naturverhältnissen, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein?
· Kulturelle Verflechtungen: Migration, Mehrsprachigkeit, Hybridisierung und der Mittelmeerraum als kultureller Imaginations-, Austausch- und Konfliktraum.
· Transmedialität: Digitale Textformen, Medienüberschreitungen und neue narrative Formate (u. a. Games, VR, soziale Medien).
· Dekoloniale Ansätze in der Germanistik: Kritische Reflexion des deutschsprachigen Kanons aus postkolonialen, postimperialen, intersektionalen, zentralen und marginalisierten Perspektiven.
· Emotion und Affekt: Erforschung der Rolle von Emotionen in der Textüberlieferung und Rezeptionsgeschichte; emotionale Archive im deutschsprachigen Raum.
Linguistik
· Ungelöste Probleme im Bereich der germanistischen Linguistik
· Aktuelle Fragen der Syntax, Semantik und Pragmatik
· Sprachliche Darstellungsformen von Raum und Zeit: kognitive Grundlagen der Wahrnehmung von Raum und Zeit und ihre Realisierungsformen in der Sprache
· Einfluss von migrationsgesellschaftlichen Kontexten und kultureller Hybridisierung auf die germanistische Linguistik; sprachliche Konflikte und Missverständnisse
· Linguistische Reflexionen über Emotion und Sprache: Emotionen, Emotionskonzepte und ihre Versprachlichung
· Anwendungs- und Nutzungsmöglichkeiten von Korpora für die Untersuchung verschiedener linguistischer Fragestellungen, z. B. der Diskurslinguistik, der Lexikografie oder der Mehrsprachigkeitsforschung
· Argumentation, Persuasion und Manipulation in Medientexten
· Sprache und Bild in gedruckten, audiovisuellen und digitalen Texten
· Kommunikation in sozialen Netzwerken: grammatische und lexikalische Strukturen digital geschriebener Sprache und Interaktion von Sprache mit Emoticons und Emojis
· Sprache im Zeitalter künstlicher Intelligenz
Translatologie
· Neue Perspektiven auf das Verhältnis von Sprach- und Translationswissenschaft
· Ist das Glas halb voll oder halb leer? Reflexionen zur Übersetzungstheorie und -praxis in Kroatien
· KI-gestützte Übersetzungstools: Leistungsfähigkeit, Vorteile und Herausforderungen
· Translation und Transkreation: besonders kreative Momente im Translationsprozess
· Formen der AVT: theoretische und praktische Fragestellungen und Herausforderungen unterschiedlicher Übersetzungsarten (Untertitelung, Synchronisation, Voice-over, Übertitelung)
· Dolmetschen im interkulturellen Kontext
· Terminologien, Fachtexte und Fachsprachen als translatologische Herausforderung
· Kompetenzen des Translators: Welche Kompetenzen braucht ein Translator und wie können sie während des Studiums gefördert werden?
· (Rück-)Übersetzung von Migrationsliteratur
Methodik/Didaktik
· Deutschunterricht in Kroatien
· DaF-Unterricht aus kulturwissenschaftlicher Perspektive
· Künstliche Intelligenz, Gamification und immersive Lernwelten im DaF-Unterricht
· Mehrsprachigkeit als Ressource: Konzepte für eine inklusive Didaktik im deutschsprachigen Fremdsprachenunterricht
· Pragmatische Kompetenzen im digitalen Raum: Höflichkeit, Diskurs und Konfliktkommunikation im Unterricht thematisieren
· Bildung für nachhaltige Entwicklung im Deutschunterricht: Sprache, Umwelt und Gesellschaft verbinden
· Tradition und Innovation im Lehrwerkgebrauch
· Digitale Prüfungsformate und formative Evaluation: Entwicklungen in der Leistungsmessung
· Anforderungen an zukünftige Aus- und Fortbildungsformate
· „Germanistik für die Zukunft“: curriculare Entwicklungen der DaF-Lehramtsausbildung (insbesondere in Kroatien)